Aktuelle Themen der Schul- und Unterrichtsentwicklung: Bericht zur 17. SH-Sommeruniversität in der Akademie in Sankelmark

Die 17. Sommeruniversität fand vom 31. Juli bis zum 2. September 2025 in Sankelmark statt. In diesem Jahr standen die Themen datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung, Digitalisierung des schulischen Lebens und psychosoziale Merkmale von Schülerinnen und Schülern im Mittelpunkt. In ihrem Begrüßungsstatement begründete Frau Dr. Desiree Burba vom Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur (MBWFK) als übergeordnete schulische Ziele Leistungs- und Kompetenzentwicklung, Chancengerechtigkeit sowie Wohlbefinden und Persönlichkeitsentwicklung. Anschließend wurde von Frau Susanne Danke von der Schulaufsicht in Hamburg die Arbeit mit Zielvereinbarungen und Schuldatenblättern in Hamburg vorgestellt. Deutlich wurde bereits in der Zusammenschau mit den späteren Vorträgen von Frau Silke Rohwer von der Schulaufsicht Schleswig-Holstein und Herr Dr. Thomas Wehr vom MBWFK, dass Bundesländer voneinander lernen können und Schuldatenblätter eine gute Grundlage für Gespräche über Zielvereinbarungen sein können. Besonders beeindruckend waren dann die Ausführungen von Herrn Tobias Langer, der seine Tätigkeit als Schulleiter der Elisabeth-Lange-Schule im Stadtteil Hamburg-Harburg präsentierte. Er beschrieb, wie er es mit seinem Team geschafft hat, eine Schule mit niedrigem Sozialindex, niedrigen Schulleistungen und nur noch wenigen Anmeldungen innerhalb von sieben Jahren zu modernisieren und optimieren. In der Podiumsdiskussion am Nachmittag mit Frau Dr. Burba,  Frau Danke, Herrn Langer, Herrn Prof. Dr. Olaf Köller (IPN) und Frau Dr. Gesa Ramm (IQSH) unter Leitung von Herrn Prof. Dr. Jens Möller (CAU Kiel), wurden die Ist- und Sollzustände der drei Zielgrößen Leistungs- und Kompetenzentwicklung, Chancengerechtigkeit sowie Wohlbefinden und Persönlichkeitsentwicklung und ihre mögliche Förderung diskutiert.

Der erste Tag wurde abgerundet durch einen Online-Vortrag von Herrn Prof. Dr. John Hattie aus Melbourne, dem weltweit berühmtesten Bildungsforscher. Unter anderem umriss er mit seinen neuesten Befunden die Bedeutung des Schul- und Unterrichtsklimas für die schulischen Leistungen, wobei deutlich wurde, dass seine Betrachtungen inzwischen deutlich über die anfangs in seinem Hauptwerk Visible Learning dargestellten bivariaten Zusammenhänge hinausgehen. Engagiert beschrieb er die Rolle anfänglicher direkter Instruktion, bevor Schülerinnen und Schüler stärker selbstreguliert die Anwendung des Gelernten erproben. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und kann auf dem YouTube-Kanal des IPN nachträglich angeschaut werden.

Am Morgen des zweiten Tages zeigte Frau Prof. Dr. Birgit Eickelmann von der Universität Paderborn die neuesten Ergebnisse aus der ICILS-Studie, wonach die digitalen Kompetenzen zwischen 2018 und 2023 in Deutschland weiter abnahmen. Zudem gäbe es eine große Risikogruppe von Schülerinnen und Schülern, die nicht über ausreichende digitale Kompetenzen verfügen und weit hinter anderen Staaten wie etwa Tschechien zurückbleiben. Anschließend referierte Herr Prof. Dr. Olaf Köller vom IPN über die Möglichkeiten und Herausforderungen der Klausurbewertung durch sogenannte Large Language Models (wie etwa ChatGPT). Die Modelle seien inzwischen in der Lage, nach entsprechendem Prompting zufriedenstellende Übereinstimmungen mit den Bewertungen von Lehrkräften zu erzielen.

Sehr beeindruckend war auch das Engagement, mit dem Herr Martin Spiewak (DIE ZEIT) gemeinsam mit Frau Dr. Gaby Knoop, Landesfachberaterin des IQSH, das bundesweite Projekt Journalismus macht Schule – Umgang mit Fake  News im Kontext der Digitalisierung vorstellte. Die verdienstvolle Arbeit des Projekts besteht darin, dass Schülerinnen und Schülern mit Journalistinnen und Journalisten in Schulen über die Gefahren von Fake News in sozialen Medien und die Qualitätssicherung durch Qualitätszeitschriften sprechen können. Darüber hinaus gab es viele Fragen und spannende Antworten zum Arbeiten in der Redaktion der ZEIT.

Frau Dr. Lea Marie Nobbe von der Goethe-Universität Frankfurt am Main begann mit einem unterhaltsamen Vortrag zu Selbstregulation des Lernens den dritten Tag der Sommeruni. Sie machte deutlich, wie wichtig kognitive, metakognitive, motivationale und emotionale Selbstregulation für das schulische Lernen ist und stellte zugleich die vielfältigen Voraussetzungen gelingenden selbstregulierten Lernens vor. Thematisch schloss sich der Vortrag von Frau Prof. Dr. Ricarda Steinmayr von der TU Dortmund zum subjektiven Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler an. Demnach sind die Einbrüche im Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler während der COVID-Pandemie noch nicht ganz wieder aufgeholt. Schülerinnen und Schüler fühlen sich durch die aktuellen Krisen (u.a. Kriege und Klimawandel) erheblich belastet. Im Mittelpunkt stand dann ein empirisch in Irland gut evaluiertes Trainingsprogramm (MIND-OUT), das sich der Förderung des subjektiven Wohlbefindens widmet und aktuell von Frau Prof. Steinmayr für Deutschland evaluiert wird.  An einzelnen Übungen wurde das Training anschaulich präsentiert. Schließlich stellte Frau Maren Lorenzen vom Zentrum für Prävention (ZfP) die Strukturen der präventiven Arbeit des ZfP in Schleswig-Holstein vor.

In der abschließenden Diskussion wurden erste Themenvorschläge für das kommende Jahr gesammelt und die hohe Zufriedenheit allgemein und mit spezifischen Themen kundgetan. Wir danken allen Referentinnen und Referenten für eine erneut spannende, abwechslungsreiche und intensive (ausgebuchte) Veranstaltung. Und wir danken den Teilnehmenden, die mit ihren lebendigen Diskussionsbeiträgen die Veranstaltung ausmachten.

Kontakt:

Jens Möller
Institut für Pädagogisch-Psychologische Lehr- und Lernforschung, Universität Kiel
Olshausenstraße 75, Geb.I, R. 408a
Telefon: +49 431 880-1241
jmoeller@ipl.uni-kiel.de