Forschungslinie Wissenschaftskommunikation und extracurriculares Lernen
Entwicklung eines Bildungsökosystems
In den letzten Jahren hat sich - auch aufgrund des MINT-Fachkräftemangels - ein wachsendes außerschulisches Angebot entwickelt. Dieses zielt darauf ab junge Menschen für MINT zu begeistern und entsprechend zu fördern. Viele dieser Angebote erreichen jedoch in erster Linie diejenigen, die in der Schule ohnehin schon besser gefördert werden. Deshalb widmet sich das IPN in der Forschungslinie Wissenschaftskommunikation und extracurriculares Lernen dem Ziel, außerschulische Bildungsangebote mit dem schulischen Lernen für verschiedene Adressatengruppen mit unterschiedlichen Bildungsvoraussetzungen systematisch zu verknüpfen und zu beforschen. So soll ein Bildungsökosystem entstehen, in dem die unterschiedlichen Programme miteinander verzahnt sind.
Wegweisende Programme der Forschungslinie
Zu den wegweisenden Programmen der Forschungslinie Wissenschaftskommunikation und extracurriculares Lernen zählen zum Beispiel
die ScienceOlympiaden als kompetitive Förderansätze für interessierte, in den höheren Runden auch für hochleistende Jugendliche,
Außerdem ist der Verbund der Leibniz-Forschungsmuseen konzeptionell angebunden.
Zentrale Ziele dieser Programme
Zu den zentralen Zielen dieser Programme gehört die Weiterentwicklung von Co-Design-Ansätzen. Das bedeutet, dass durch die systematische Zusammenarbeit verschiedener Expertinnen und Experten der Fachwissenschaften, der Bildungs- und Wissenschaftskommunikationsforschung sowie den verschiedenen Praxisfeldern und dort tätigen Personen möglichst authentische Lernumgebungen entstehen. Hierzu kooperiert das IPN beispielsweise mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), der Muthesius Kunsthochschule (MKH) oder den Fachhochschulen in Kiel und Lübeck.
Die Arbeiten der Forschungslinie zielen aber nicht nur darauf, die Entwicklung zu professionalisieren. Vielmehr wollen die Mitglieder die Forschung selbst weiter voranbringen und gewonnene Erkenntnisse in bestehende Netzwerke implementieren. Denn: Anders als im schulischen Bereich und in der Lehrkräftebildung prägen insbesondere Praxiserfahrungen die Felder Wissenschaftskommunikation und extracurriculares Lernen.
Forschungsthemen und Leitfragen
Drei Leitfragen dienen der Forschungslinie als Grundlage. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bearbeiten sie abteilungsübergreifend in verschiedenen Projekten.
Welche Faktoren beeinflussen die Teilhabe an Enrichment- und Outreach-Angeboten sowie deren Nutzung und Wirkung?
In verschiedenen Forschungsvorhaben schauen sich Mitglieder der Forschungslinie zum Beispiel an, was sich für eine erfolgreiche Teilnahme an Enrichment- und Outreach-Angeboten tatsächlich als förderlich erweist. Auch die Fragen, wo weitere Fördermaßnahmen ansetzen sollten oder wen Wettbewerbe wie die ScienceOlympiaden bislang förden, betrachten die Forschenden. Zugänge zu Angeboten und differenzierte Förderansätze sollen so gezielt verbessern werden.
Mit Blick auf die Teilnehmenden in der PhysikOlympiade verdeutlichen Untersuchungen, dass vor allem bestimmte Personenmerkmale über Erfolg oder Misserfolg bei der Teilnahme entscheiden. Folglich spielen die individuellen Bedürfnisse der Lernenden für die Entwicklung neuer Angebote eine immer wichtigere Rolle, wenn es darum geht, alle Lernenden gleichermaßen von Enrichment- und Outreach-Angeboten profitieren zu lassen. Dies gilt für Wettbewerbe ebenso wie für Angebote an außerschulischen Lernorten wie den Schülerlaboren.
Wie können aktuelle Forschungsinhalte unter Einbeziehung verschiedener Akteurinnen und Akteurein effektive Outreach- und Enrichment-Angebote überführt werden?
Die Forschungslinie verbindet den großen Forschungs- und Entwicklungsbereich der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildung mit dem vergleichsweise jungen Feld der Wissenschaftskommunikation. Unter Einbeziehung verschiedener Akteurinnen und Akteure sollen so passgenaue Outreach- und Enrichment-Angebote für schulische und öffentliche Zielgruppen entstehen.
Dabei profitiert das IPN von der langjährigen Partnerschaft mit der Kieler Universität. Über verschiedene Exzellenz- und Verbundforschungsprogramme sowie deren Outreach-Projekte wurde diese enge Zusammenarbeit systematisch ausgebaut. Ein weiterer Baustein ist der KiSOC, der von 2016 bis 2020 eine Förderung der Leibniz-Gemeinschaft erhielt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Institutionen betreuten gemeinsam Forschungsvorhaben und integrierten über die vergangenen Jahre zusätzlich externe Partnerinnen und Partner. So entstand ein sehr enges Netzwerk, das die Forschung im stark interdisziplinären Kontext des Science Outreach auf eine tragfähige Basis stellt.
Das Anliegen ist es, aktuelle gesellschaftsrelevante Themen aus der Forschung sichtbar und zugänglich zu machen. Dazu arbeiten Fachforschende, Gestaltungsexperten aus Medien und Design sowie zunehmend auch die Zielgruppen selbst in theoriebasierten kollaborativen und partizipatorischen Design-Prozessen zusammen und sind aktiver Teil des Entwicklungsprozesses. Seit 2021 knüpft das KielSCN an diese Erfahrungen an.
Wie lassen sich durch systemische Vernetzung von Outreach- und Enrichment- Angeboten nachhaltige Wirkungen erzielen?
Obwohl die außerschulische Förderung in den vergangenen Jahren etliche Konzepte und Strukturen etabliert hat, ist eine systematische Verbindung mit dem schulischen Lernen kaum etabliert. Im Sinne einer individuellen Förderberatung gilt dies ebenso für Programme untereinander. Gemeinsam mit weiteren Anbietenden hat das IPN deshalb Strukturen aufgebaut und Konzepte entwickelt, die sich mit exemplarischen Modellen für Bildungsökosysteme auseinandersetzen. Die Forschungslinie untersucht, unter welchen Bedingungen diese Modelle gelingen und wie sie wirken.
Ausgehend von der Kieler Forschungswerkstatt hat das IPN mit der Unterstützung des Landes Schleswig-Holstein sowie der Joachim Herz Stiftung zunächst das Netzwerk Schülerforschungszentren Schleswig-Holstein (SFZ-SH) initiiert und koordiniert. Interessierte Jugendliche erhalten hier über die Angebote für ganze Schulklassen hinaus ein weiterführendes MINT-Angebot. Dieses berücksichtigt die Bedingungen eines Flächenlandes und ist unmittelbar mit schulischen Strukturen verbunden. Das Konzept stellt einen neuen Prototyp von Strukturen für Schülerforschung dar, den auch andere Bundesländer zur Orientierung nutzen könnten. Weitere Vernetzungsstrukturen wie der regionale MINT-Cluster Science@Seas folgten. Mit der MINT-Akademie konnte zudem ein Dachformat etabliert werden, das themenbezogen Ansätze entlang von Förderstufen verknüpft.
Ein weiteres Ziel ist die bessere Vernetzung und Einbindung der Jugendlichen selbst. hier liegt der Blick nicht nur auf Strukturen, sondern vielmehr auch auf inhaltlicher Ebene. Die jungen Menschen sollen die Chance erhalten, sowohl untereinander als auch direkt mit der Wissenschaft zusammenzuarbeiten. Einen wichtigen Ansatz dafür bilden auch Citizen-Science-Konzepte für Schulen und Jugendliche. Mit der europaweiten Jugendaktion Plastic Pirates - Go Europe! wurde ein solches Konzept zum Thema Plastikmüll erfolgreich etabliert. In weiteren Bereichen wie Biodiversität oder Archäologie finden aktuell Weiterentwicklungen statt. Zudem stehen die Konzepte mit weiteren Citizen-Science-Programmen am IPN, beispielsweise WTimpact, im Austausch.
Weitere Informationen
Ansprechpersonen
Prof. Dr. Ilka Parchmann (Sprecherin) Telefon: +49(0)431-880-3125 E-Mail: parchmann@leibniz-ipn.de