Gesunde Fachkräfte, gute Bildung: SWK empfiehlt Stärkung der Gesundheitsförderung in der Kita

Die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK) legt in ihrer neuen Stellungnahme den Fokus auf ein bislang oft vernachlässigtes Thema: Die Gesundheit und Belastungssituation von Fachkräften in der frühkindlichen Bildung. Die SWK empfiehlt gezielte Strategien zur Gesundheitsförderung – auf individueller, organisatorischer und systemischer Ebene zur Stärkung von Fachkräften und Kindern: Gesundheit der Fachkräfte als Schlüssel für gute Bildung in Kitas.

Die SWK hat sich für die Stellungnahme „Gesunde Fachkräfte, gute Bildung: Personal und Qualität in der frühen Bildung sichern“ die Situation im frühkindlichen Bildungs- und Betreuungssystem mit besonderem Fokus auf die Fachkräfte und ihre Gesundheit angesehen. In der Stellungnahme werden auf Basis des empirischen Forschungsstands individuelle, organisationale und systemische Einflussfaktoren auf die (psychische) Gesundheit von Fachkräften in der frühen Bildung und Betreuung, auf ihre Arbeitszufriedenheit und ihren Verbleib im Beruf analysiert und die Konsequenzen auf die Bildungsqualität und kindliche Entwicklung in den Blick genommen.

Das System der frühen Bildung und Betreuung steht nicht nur durch den Personalmangel der letzten Jahre unter Druck, sondern auch durch Herausforderungen der Fachkräftesicherung. Frühpädagogische Fachkräfte sind mit vielfältigen Belastungsfaktoren konfrontiert wie einer hohen Interaktionsdichte, Zeitdruck und Lärm sowie eine Erweiterung des Aufgabenspektrums. Zwar deutet sich durch sinkende Geburtenzahlen eine leichte Entspannung bei der Personaldecke an, dennoch bleibt das System durch hohe Fluktuation und Krankenstände betroffen, was die Verlässlichkeit der Betreuung wie die Qualität gefährden kann: Gerade junge Kinder leiden unter wechselnden Bezugspersonen und emotional erschöpfte Fachkräfte können im Mittel weniger Bildungsangebote anbieten. Deshalb empfiehlt die SWK eine Perspektiverweiterung:

Olaf Köller, Co-Vorsitzender der SWK und Geschäftsführender wissenschaftlicher Direktor des IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik: „Wir sehen im Bereich der frühen Bildung überdurchschnittlich hohe Krankenstände und eine hohe Personalfluktuation. Wir empfehlen deshalb ein Umdenken auch für die Kindertageseinrichtungen. Gesundheitsförderung sollte auf allen Ebenen integriert und mitgedacht werden. Wir sehen im derzeitigen demographischen Wandel eine Chance zur Steigerung der Qualität in der frühen Bildung und mit Strategien zur Gesundheitsförderung langfristig einen Beitrag zur Fachkräfte- und Qualitätssicherung leisten.“

„Die Gesundheit und Motivation der pädagogischen Fachkräfte sind das Fundament für gute frühe Bildung. Wenn sie gestärkt werden, profitieren nicht nur die Fachkräfte selbst – sondern auch die Kinder, Familien und letztlich die gesamte Gesellschaft.“, betont Prof. Dr. Yvonne Anders, Mitglied der SWK und Professorin für frühkindliche Bildung und Erziehung an der Universität Bamberg. „Das Thema muss systemisch angegangen werden: es geht nicht nur um den Personalschlüssel, sondern auch um eine Integration von Gesundheitsförderung in Aus-, Fort- und Weiterbildung, die Nutzung von Digitalisierung als Chance, ein Umdenken der organisationalen Strukturen und eine systematische Integration effektiver Präventions- und Interventionsansätze. Es geht um nachhaltige Bildungsqualität für die Kinder, die mit gesunden Fachkräften beginnt“, so Anders weiter.

Mark Rackles, Senator für Kinder und Bildung der Freien Hansestadt Bremen und Vertreter der Bildungsministerkonferenz, betont:„Gute frühe Bildung braucht stabile Rahmenbedingungen – und dafür sind gesunde und gut unterstützte Fachkräfte zentral. Die Stellungnahme der SWK zeigt sehr deutlich, dass Gesundheitsförderung kein Zusatzthema ist, sondern in allen Bereichen mitgedacht werden muss: in der Ausbildung, in der Fortbildung ebenso wie in den organisatorischen Abläufen vor Ort. Für die Bildungsministerkonferenz ist klar: Wir müssen die bestehenden Strukturen so weiterentwickeln, dass Fachkräfte in ihrem anspruchsvollen Alltag entlastet werden können – auch durch den klugen Einsatz digitaler Ressourcen. So stärken wir die pädagogische Qualität und sichern verlässliche Bedingungen für die Kinder und ihre Familien.“

Die Kommission empfiehlt auf allen Ebenen (systemisch, organisational und individuell) Maßnahmen, die die Gesundheit und Zufriedenheit von Fachkräften positiv beeinflussen. Einige Empfehlungen zur Gesundheitsförderung lassen sich kurzfristig umsetzen: Die Kommission empfiehlt, die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen anzupassen, um die sich aktuell verändernde Fachkräftesituation zur Entwicklung von Strategien zur Gesundheitsförderung und Qualitätsentwicklung nutzen zu können und die Vorteile und Entwicklungspotenziale des Berufsbilds durch Maßnahmen wie eine Positiv-Kampagne zu stärken. Einige Empfehlungen zielen auf längerfristige Veränderungen, wie die Verankerung von Strategien zum Umgang mit Arbeitsanforderungen in der Ausbildung und die Schaffung weiterer attraktiver Karrierewege jenseits der klassischen Gruppenerzieher:in und Kitaleitung. Auch mit Anpassungen wie der Verteilung von Arbeitsaufgaben nach Stärken und Motivation kann viel erreicht werden. Erprobte Präventions- und Interventionsansätze sollten systematisch integriert werden.

Die Empfehlungen der SWK im Überblick:

Die Gesundheit der Fachkräfte in der frühen Bildung auf systemischer, organisationaler und individueller Ebene zu fördern.

Dies umfasst:

  • auf der systemischen Ebene der Ministerien, rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen für die Gesundheitsförderung des pädagogischen Personals zu schaffen.
  • auf der organisationalen Ebene der einzelnen Kindertageseinrichtungen und ihrer Träger, Handlungsspielräume vor Ort zur Gesundheitsförderung des pädagogischen Personals auszuschöpfen.
  • auf der individuellen Ebene aller pädagogischen Fachkräfte, Gesundheitsförderung, Selbst- und Emotionsregulation als professionelle Aufgabe zu begreifen.
  • Systematische Fort- und Weiterbildung für solche Handlungsfelder, die Überforderung auslösen
  • Ebenen übergreifend, Digitalisierung als Ressource nutzbar zu machen.
  • Hierfür können auf der strukturellen Ebene auch die sich aktuell abzeichnende Entspannung der Fachkräftesituation zur Entwicklung von Strategien zur Gesundheitsförderung genutzt werden.

Links

Stellungnahme „Gesunde Fachkräfte, gute Bildung: Personal und Qualität in der frühen Bildung sichern“ zum Download: https://swk-bildung.org/content/uploads/2025/11/SWK_2025_Stellungnahme_Gesundheitsfoerderung.pdf

SWK Talk "Gesunde Fachkräfte, gute Bildung: Wie kann man Personal und Qualität in der frühen Bildung sichern?", Mittwoch 03.12.2025, 14.00 bis 15.00 Uhr, digital: https://swk-bildung.org/termin/swk-talk-gesunde-fachkraefte-gute-bildung/ 

Veröffentlichung

Die Veröffentlichung der Stellungnahme „Gesunde Fachkräfte, gute Bildung: Personal und Qualität in der frühen Bildung sichern“ erfolgt im Rahmen der BRISE-Fachtagung 2025 „Resilienz von Fachkräften in der frühen Bildung“. Die Fachtagung wird von der Bremer Initiative zur Stärkung frühkindlicher Entwicklung (BRISE) veranstaltet. BRISE-Fachtagungen dienen dem Dialog zwischen Praxis, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft und einem gemeinsamen Engagement für eine erfolgreiche Politik der frühen Kindheit.

Kontakt

Dr. Judith Schulte
Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK)
Geschäftsstelle
0228 501 701
judith.schulte@swk.kmk.org