10 Jahre SH-Sommeruniversität – eine Erfolgsgeschichte! Lehrkräfte im Dialog mit der Wissenschaft

31. August 2017

In diesem Jahr feiert die schleswig-holsteinische Sommeruniversität für Lehrkräfte ihren zehnten Geburtstag! Von Donnerstag, dem 24., bis Samstag, dem 26. August 2017, trafen sich 57 Lehrerinnen, Lehrer und Schulleitungen zum Dialog mit der Wissenschaft in der Akademie Sankelmark in der Nähe von Flensburg. Die im Jahr 2008 vom Bildungsministerium des Landes Schleswig-Holstein, dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel gemeinsam ins Leben gerufene Veranstaltung war wieder bis zum letzten Platz ausgebucht. Das Thema der diesjährigen Sommeruniversität lautete „Unterrichten – Bedingungen und Wirkung. Was weiß die Empirische Bildungsforschung?“.

Bildungswissenschaftlerinnen und Bildungswissenschaftler aus der Schweiz und aus Deutschland präsentierten in Vorträgen aktuelle Forschungsergebnisse, die anschließend in praxisnahen Workshops vertieft wurden. Eröffnet wurde die Sommeruniversität 2017 von Frau Staatssekretärin Dr. Dorit Stenke aus dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur (MBWK). In ihrem Grußwort betonte sie die große Bedeutung, die das Ministerium der Lehrerfortbildung für die Weiterentwicklung von Unterricht und Schule in Schleswig-Holstein beimisst. Für die Christian-Albrechts-Universität begrüßte Herr Professor Jens Möller, für das IPN Frau Professor Ute Harms die Teilnehmenden. Beide führten gemeinsam durch die Veranstaltung

Das Unterrichten in der Schule ist eine komplexe Aufgabe, dessen Gelingen von zahlreichen Faktoren abhängig ist. Zentral im Zusammenspiel dieser Faktoren ist die Rolle der Lehrkraft, auf die Professor Jan Retelsdorf (IPN) im Eröffnungsvortrag der Sommeruniversität einging. Auch Lehrerinnen und Lehrer haben Stereotype im Kopf und Erwartungen, die zum Beispiel ihre Urteilsgenauigkeit bezüglich Schülerleistungen beeinflussen. Ergebnisse der vorgestellten Studien zeigen, wie wichtig es ist, dass Lehrkräfte sich diese Stereotype und Erwartungen bewusst machen und reflektiert mit ihnen umgehen. Frau Dr. Jenny Wagner (IPN) richtete in ihrem folgenden Vortrag den Blick auf die Lernenden und zeigte durch Ergebnisse ihrer eigenen Arbeiten die Bedeutung der gesamten Persönlichkeitsentwicklung in Bildungskontexten auf. Anschließend ging Frau Dr. Daniela Mahler (IPN) ein auf die Frage: Welche Merkmale der Lehrkraft wirken denn überhaupt in Lehr-Lernprozessen? Dabei ging sie insbesondere auf die Bedeutung von Wissen und Motivation der Lehrkraft für die Schülerleistung ein.

Ein Highlight der diesjährigen Sommeruniversität war am Freitag Morgen der Vortrag der renommierten Psychologin und Bildungswissenschaftlerin Frau Professor Elsbeth Stern von der ETH Zürich. Sie referierte auf erfrischende Weise praxisnah über das Thema Intelligenz und dessen Bedeutung für Lernen. Der folgende Workshop, den Herr Dr. habil. Ralph Schumacher (ebenfalls ETH Zürich) leitete, schloss hieran an und zeigte an konkreten Unterrichtsbeispielen auf, wie der Aufbau intelligenten Wissens im Unterricht gelingen kann. Im Mittelpunkt stand dabei die Frage nach der kognitiven Aktivierung im Unterricht. Im anschließenden Workshop von Professor Jorge Groß (Universität Bamberg) ging es dann um den Einsatz digitaler Medien am Beispiel des Biologieunterrichts. Die Teilnehmenden der Sommeruniversität arbeiteten mit Tablets und einer App zur Artbestimmung. In diesem Zusammenhang wurden auch allgemeine Fragen des Einsatzes digitaler Medien im Unterricht diskutiert.

Der Samstag Vormittag war dann dem Verstehen und Beurteilen von Schülertexten gewidmet. Hierfür setzten zunächst die Mitarbeiter von Professor Jens Möller Thorben Janssen und Nils Machts (CAU Kiel) ein im Forschungskontext sehr gebräuchliches Schülerinventar ein. Abschließend zeigte Professor Stefan Keller von der Universität Basel Ergebnisse seiner Studien zum Umgang mit Kompetenzrastern bei der Beurteilung komplexer Schülerleistungen und leitete hieraus wertvolle Hinweise für den Unterricht ab.

Über die Vorträge und Workshops hinaus wurde der zehnte Geburtstag der Sommeruniversität am Donnerstagabend mit einer Podiumsdiskussion gewürdigt. Hierzu waren extra zwei Gründungsväter der SH-Sommeruniversität angereist: Herr Professor Manfred Prenzel von der TU München, der als geschäftsführender Direktor des IPN die Veranstaltung im Jahr 2008 mit aus der Taufe gehoben, und Herr Werner Klein, der im damaligen schleswig-holsteinischen Bildungsministerium deren Gründung begleitet hatte.  Darüber hinaus saßen auf dem Podium Frau Dr. Gabriele Romig (MBWK), Frau Professor Elsbeth Stern und Frau Oberstudiendirektorin Dagmar Vollbehr (Humboldt-Schule Kiel). Unter der Moderation von Frau Professor Harms wurde zunächst die Geschichte der SH-Sommeruniversität erzählt. Intensiv diskutiert wurde anschließend die Frage: Was leistet die Bildungsforschung für die Praxis?

Wie bereits in den vorangegangenen Jahren zeichnete sich auch die zehnte Sommeruniversität durch eine außerordentlich konstruktive, entspannte Arbeitsatmosphäre aus. Der Einblick in aktuelle wissenschaftliche Arbeiten und Forschungsergebnisse sowie die exzellenten Vorträge und Workshops der Referenten und Referentinnen wurden als die Aspekte genannt, die die Sommeruniversität auch in diesem Jahr für die Lehrerinnen und Lehrer wieder so attraktiv gemacht haben. Manche Teilnehmenden kommen jedes Jahr wieder. Für sie ist die SH-Sommeruniversität bereits ein feststehender Termin in ihrem Kalender, jedes Jahr in der vorletzten Woche der Sommerferien von Donnerstag bis Samstag. Also nicht vergessen: 9. bis 11. August 2018 – Sankelmark – Sommeruniversität!

Kontakt

Prof. Dr. Ute Harms